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Ab sofort kann bei postmenopausaler Osteoporose das Parathormon-ähnliche Abaloparatid eingesetzt werden
Im Alter, insbesondere bei Frauen ab 50 Jahren, nimmt die Knochendichte kontinuierlich ab und das Risiko für Knochenbrüche steigt. Wenn die Knochendichte stark abnimmt, spricht man von einer Osteoporose. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Das weibliche Geschlechtshormon Estrogen wirkt schützend auf die Knochensubstanz. Nach den Wechseljahren nimmt der Estrogenspiegel ab und der Knochenabbau schreitet schneller voran.
Eine Osteoporose wird häufig erst bemerkt, wenn es vermehrt und leicht zu Knochenbrüchen kommt. Am häufigsten sind Brüche der Wirbelkörper, die oft unbemerkt bleiben. Wenn mit der Zeit mehrere Wirbelkörper brechen, kann es zu einer gebückten Haltung kommen. Handgelenks- und Hüftbrüche (z. B. Oberschenkelhals) sind ebenfalls typische Folgen von Osteoporose. Oberschenkelhalsbrüche treten vor allem bei älteren Patienten ab 80 Jahren auf und können manchmal zur Pflegebedürftigkeit führen.
Das Gerüst der Knochen besteht aus feinen Knochenbälkchen (Trabekel), die wie ein harter Schwamm aufgebaut sind. Die Stabilität des Knochens hängt auch von der Form und Dichte des Knochengerüstes sowie dem Mineralgehalt ab. Bei Osteoporose bilden sich die Trabekel zurück, wodurch die Hohlräume größer werden und die Stabilität des Knochens abnimmt. Die Knochenstabilität kann zusätzlich durch Risikofaktoren wie z. B. Calciummangel, Vitamin-D-Mangel, Bewegungsmangel, Rauchen und starken Alkoholkonsum beeinträchtigt werden.
Zur Prophylaxe von Osteoporose und deren Komplikationen sollten die Knochen gestärkt und das Risiko für Stürze gesenkt werden. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, Rauchstopp und Alkoholreduktion sowie eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium. Zudem empfiehlt es sich, Stolperfallen in der häuslichen Umgebung zu beseitigen.
Eine medikamentöse Behandlung ist angezeigt, wenn bereits Knochenbrüche aufgetreten sind oder das Risiko dafür stark erhöht ist. Häufig verwendet werden Bisphosphonate, daneben können auch die Antikörper Denosumab und Romosozumab eingesetzt werden. Weitere Therapieoptionen sind selektive Estrogen-Rezeptor-Modulatoren, Teriparatid sowie Estrogen, das jedoch nur bei Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen gegenüber anderen Osteoporose-Therapeutika erwogen werden sollte.
Der neue Wirkstoff Abaloparatid mit dem Markennamen Eladynos® wirkt wie der bereits bekannte Wirkstoff Teriparatid stimulierend auf die Knochenbildung, indem es knochenbildende Zellen aktiviert. In der ACTIVE-Studie verringerte Abaloparatid Wirbelsäulenfrakturen bei postmenopausalen Frauen und erhöhte die Knochenmineraldichte verglichen zu Placebo signifikant. Abaloparatid (Tymlos®) ist bereits seit 2017 in den USA zur Behandlung von postmenopausaler Osteoporose bei Frauen mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche zugelassen. 2022 erhielt das Arzneimittel in der EU die Zulassung, nachdem diese 2018 zunächst versagt wurde. In den USA ist Abaloparatid außerdem zur Behandlung von Osteoporose bei Männern mit hohem Frakturrisiko zugelassen.
Abaloparatid soll in der Dosis von 80 Mikrogramm einmal täglich mit einem Pen unter die Haut im Unterbauch gespritzt werden. Die maximale Gesamtanwendungsdauer beträgt 18 Monate. Bei Bedarf können danach z. B. Bisphosphonate angewendet werden. Während der Behandlung sollte die Patientin ergänzend Calcium und Vitamin D einnehmen, falls die Aufnahme über die Nahrung unzureichend ist.
Eladynos® kann die Herzfrequenz erhöhen, Belege für schwere Herzerkrankungen durch das Arzneimittel liegen allerdings nicht vor. Dennoch sollte vor Beginn der Therapie mit Eladynos® aus Vorsichtsgründen der Blutdruck, kardiale Status und ein EKG auswertet werden und die Herzfunktion von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen weiter überwacht werden. Wenn eine schwere orthostatische Hypotonie oder schwere kardiovaskuläre Symptome auftreten, ist die Behandlung abzubrechen.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Hypercalcurie und Schwindel. Daneben können z. B. auch Rückenschmerzen, Bluthochdruck und Palpitationen auftreten. Unter anderem darf Eladynos® bei Patientinnen mit schwerer Nierenfunktionsstörung, vorbestehender Hypercalcämie und Patientinnen mit Osteosarkomrisiko oder Knochenkrebs nicht angewendet werden.
Quellen:
[1] S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr; Dachverband Osteologie; AWMF-Registernummer: 183/001 (Version 2.1); November 2023
[2] Veröffentlichung Website gesundheitsinformation.de: Osteoporose und Knochenbrüche (zugegriffen am 09.04.2024)
[3] Produktinformation (EMA) Eladynos®; Theramex; 06. Dezember 2023
[4] Veröffentlichung (Medicine Overview) EMA; 22. Dezember 2022: Eladynos®
[5] Pressemitteilung Radius Health; 19. Dezember 2022: European Commission Approves ELADYNOS (Abaloparatide) for the Treatment of Osteoporosis in Postmenopausal Women at Increased Risk of Fracture
[6] USA: Product information (FDA) Tymlos®; Radius Health; Dezember 2023
[7] Veröffentlichung EMA; 27. Juli 2018: Versagung der Genehmigung für das Inverkehrbringen von Eladynos (Abaloparatid)