Tagraxofusp: neues Fusions­protein gegen BPDCN

Killerzellen
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Elzonris® bietet eine neue Option zur Erstlinien-Therapie der blastischen plasmazytoiden dendritischen Zellneoplasie (BPDCN).

 

Die BPDCN ist eine Art von Blutkrebs, die durch eine klonale Proliferation maligner plasmazytoider dendritischer Zellen charakterisiert ist und viele Organe einschließlich der Haut, des Knochenmarks und der Lymphknoten befallen kann. Über 90% der Patienten weisen asymptomatische Hautläsionen auf, welche - einzeln oder verteilt - als Knötchen, Plaques oder blutergussartige Stellen auftreten können und eine Größe von wenigen Millimetern bis zu 10 Centimeter erreichen können.

Die Erkrankung ist selten, wobei die genaue Inzidenz nicht bekannt ist. Vorliegende Daten weisen darauf hin, dass Fälle von BPDCN etwa 0,44% aller Blutkrebsfälle ausmachen, was in Europa etwa 1000 Fällen pro Jahr entspricht. BPDCN kann in jedem Alter auftreten, typischerweise erkranken allerdings ältere Patienten, wobei Männer dreimal so häufig betroffen sind wie Frauen. Die mittlere Überlebensdauer beträgt in etwa 12 bis 16 Monate.

Elzonris® ist die erste speziell für die Behandlung von BPDCN zugelassene Erstlinientherapie. Das Präparat enthält den Wirkstoff Tagraxofusp, welcher wiederum aus einem rekombinanten Fusionsprotein (an Interleukin-3 gebundenes Diphtherietoxin) besteht. Der Interleukin-3-Anteil von Tagraxofusp bindet gezielt an CD123-Rezeptoren, die in hoher Zahl auf BPDCN-Zellen vorhanden sind und wird daraufhin von den Krebszellen aufgenommen. Der so in die Zellen geschleuste Arzneistoff bewirkt dort eine irreversible Hemmung der Proteinbiosynthese, indem es den Elongationsfaktor 2 (EF2) hemmt und somit zum Zelltod führt. Dies soll sowohl die Ausbreitung der Krankheit verhindern, als auch Krankheitssymptome verringern.

Die empfohlene Dosis beträgt 12 Mikrogramm Tagraxofusp pro Kilogramm Körpergewicht, welche einmal täglich als Tropfinfusion über 15 Minuten verabreicht wird. Ein Behandlungszyklus dauert 21 Tage, wobei das Arzneimittel nur an den ersten fünf Tagen des Zyklus gegeben wird. Der erste Behandlungszyklus findet im stationären Setting statt, wo die Patienten nach der letzten Infusion mindestens 24 Stunden zu überwachen sind. Die nachfolgenden Behandlungszyklen werden so lange fortgesetzt, bis die Krankheit fortschreitet oder es zu einer inakzeptablen Toxizität kommt.

Das Arzneimittel wurde in einer nicht randomisierten, offenen multizentrischen Studie mit mehreren Stufen an 84 Erwachsenen mit BPDCN (65 zuvor unbehandelte und 19 zuvor mit anderen Arzneimitteln behandelte Patienten) untersucht. Die Studienteilnehmer wurden dabei mit einer Dosis von 12 Mikrogramm Tagraxofusp pro Kilogramm Körpergewicht an den Tagen 1 – 5 in mehreren 21-tägigen Behandlungszyklen behandelt. Ergebnisse der Studie zeigten, dass 57 % (37 von 65) der Teilnehmer mit zuvor unbehandelter BPDCN nach der Behandlung mit Elzonris® keine Anzeichen einer Erkrankung oder minimale Hautschäden aufwiesen. Außerdem konnte etwa ein Drittel (21 von 65) dieser Patienten eine Stammzelltransplantation erhalten, was zu einem längeren Überleben der Patienten beitrug.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Elzonris®, die mehr als einen von fünf Behandelten betreffen können, sind Hypoalbuminämie, erhöhte Transaminasen im Blut, Thrombozytopenie, Übelkeit, Müdigkeit und Fieber.

Obwohl die Studie klein angelegt war und Tagraxofusp nicht mit anderen Behandlungen verglichen wurde, war die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) der Auffassung, dass die Durchführung größerer Studien zu dieser seltenen Krankheit nicht nur eine Herausforderung darstellt, sondern dass der Nutzen von Elzonris® bei Patienten mit BPCDN, die noch keine anderen Behandlungen erhalten haben, gegenüber den Risiken überwiegt. Elzonris® wurde daher unter „Außergewöhnlichen Umständen“ zugelassen. Die EMA wird jedes Jahr sämtliche neu verfügbaren Informationen prüfen und gegebenenfalls aktualisieren.

 

Quellen:
[1] Fachinformation Elzonris® 1 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung; Stemline Pharmaceuticals; Januar 2021
[2] EPAR Elzonris® (European Public Assessment Report - EMA); Stemline Pharmaceuticals; 25. Januar 2021
[3] Veröffentlichung (Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit) EMA; 25. Januar 2021: Elzonris®