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Filspari® bietet betroffenen Patienten eine neue Therapieoption, die auf gleich zwei Ebenen Wirksamkeit verspricht.
Obwohl es sich bei der IgA-Nephropathie (IgAN) um eine seltene Nierenerkrankung handelt, ist sie eine der Hauptursachen für Nierenversagen und kann die Notwendigkeit einer Dialyse oder Organtransplantation nach sich ziehen. Eine IgAN tritt auf, wenn sich Immunglobulin A (IgA), ein Antikörper, der Teil des Immunsystems ist, in den Nieren ansammelt und deren Fähigkeit Metabolite aus dem Blut zu filtern, beeinträchtigt. Der genaue Pathomechanismus ist noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass die Moleküle Endothelin-1 (ET-1) und Angiotensin II (AT II) über ihre jeweiligen Rezeptoren, Prozesse vermitteln, die z.B. durch die erhöhte Expression und Aktivität proinflammatorischer Mediatoren und oxidativen Stress die Filterfunktion der Nieren schwächen und eine Proteinurie bewirken. Gelangen erhöhte Proteinmengen aus dem Blut in den Urin führt dies wiederum zu einer gesteigerten Expression von ET-1 und AT II, wodurch ein schädlicher Kreislauf entsteht. Bei der IgAN gilt eine hohe Proteinurie als Hauptrisikofaktor für eine Verschlimmerung der Erkrankung. Eine Proteinausscheidung von unter einem Gramm pro Tag (0,88 g/g) gilt daher als wichtiges Behandlungsziel.
Das französische Pharmaunternehmen Vifor bringt zum 1. August 2024 Filspari® mit dem aktiven Bestandteil Sparsentan auf den Markt. Der duale Endothelin-Angiotensin-Rezeptorantagonist kann den Kreislauf der progressiven Nierenschädigung bei Betroffenen unterbrechen und das Fortschreiten der IgAN verlangsamen. Als einzelnes Molekül fungiert es als hochaffiner, doppelt wirkender Antagonist, Sparsentan blockiert gleichzeitig sowohl ET-1 als auch AT II indem es die Aktivierung beider Rezeptoren hemmt und dadurch die Proteinurie reduziert.
In einer klinischen Studie (PROTECT) mit 404 Patienten kam es bei den Probanden, die Filspari® einnahmen, über eine Dauer von 2 Jahren zu einer anhaltenden Verringerung der Proteinurie. Im Durchschnitt sank die Proteinurie bei diesen Patienten um 43% von 1,24 g/g auf 0,64 g/g. Verglichen wurde die Wirksamkeit von Sparsentan in der Studie mit Irbesartan, einem Antihypertonikum, das häufig zur Behandlung von IgAN eingesetzt wird. Irbesartan blockiert im Gegensatz zu Sparsentan nur den Angiotensin-Rezeptor und führte lediglich zu einer 4,4-prozentigen Senkung der Proteinurie auf 1,09 g/g im genannten Zeitraum.
Andere bisher verfügbare Therapieoptionen bei IgAN umfassen häufig immunsuppressive Arzneimittel, wie Glucocorticoide, die mit dem Risiko unerwünschter Ereignisse wie Infektionen, gestörter Glukosetoleranz und Gewichtszunahme einhergehen. Filspari® dagegen ist kein Corticosteroid. Es ist die erste und einzige speziell für IgAN zugelassene Behandlung, die das Immunsystem nicht unterdrückt. Die unter einer Behandlung mit Sparsentan am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren Hypotonie (9%), Hyperkaliämie (7%), Schwindel (7%) und periphere Ödeme (5%). Das am häufigsten gemeldete schwerwiegende Ereignis war eine akute Nierenschädigung (1%).
Filspari® ist zugelassen für Erwachsene mit primärer Immunglobulin-A-Nephropathie mit einer Ausscheidung von Eiweiß im Urin von >= 1,0 g/Tag oder einem Protein/Kreatinin-Quotienten im Urin von >= 0,75 g/g. Die Behandlung sollte mit einer 200mg-Filmtablette einmal täglich über einen Zeitraum von 14 Tagen eingeleitet werden und dann, je nach Verträglichkeit, auf eine Filmtablette á 400 mg Sparsentan einmal täglich (Erhaltungsdosis) erhöht werden. Die gemeinsame Anwendung mit Endothelin-Rezeptor-antagonisten, Angiotensin-Antagonisten oder Renin-Inhibitoren ist während einer Anwendung von Sparsentan kontraindiziert. Ebenso darf das Arzneimittel nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden, weshalb bei Frauen im gebärfähigen Alter vor Therapiebeginn eine Schwangerschaft ausgeschlossen und sichergestellt werden muss, dass während der Behandlung und bis zu einem Monat nach Behandlungsende eine sichere Verhütungsmethode angewendet wird.
Quellen:
[1] Produktinformation (EMA) Filspari®; Vifor; Juli 2024
[2] Sommerer C. Arzneiverordnung in der Praxis Oktober 2016; 43 (4): Therapie aktuell - Behandlung der IgA-Nephropathie
[3] Veröffentlichung Website filspari.com/igan/: What is IgA Nephropathy & About Filspari (zugegriffen am 29. Juli 2024)