Neue Therapieoption der Wildtyp- oder hereditären Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie bei Erwachsenen verfügbar.
Die Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) ist eine fortschreitende und potenziell tödlich verlaufende Erkrankung, bei der ein abnormales Protein, sogenanntes Amyloid, im Herzmuskel abgelagert wird. Ursächlich ist eine Instabilität des tetrameren Transportproteins Transthyretin (TTR), die entweder durch eine vererbte Mutation (hereditäre Form) oder durch altersbedingte Veränderungen (Wildtyp-Form) bedingt ist. Infolge der Dissoziation dieses Proteins in Monomere und deren Fehlfaltung bilden sich Amyloidfibrillen; diese lagern sich im Herzgewebe ab. Diese Prozesse führen im Verlauf zu einer zunehmenden Einschränkung der Herzfunktion, die zu Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen führen kann. Die Diagnose erfolgt häufig erst im fortgeschrittenen Stadium, wenn bereits Symptome vorliegen. Ohne gezielte Behandlung liegt das mediane Überleben nach Diagnosestellung etwa drei bis fünf Jahre.
Beyonttra® (Acoramidis) wurde entwickelt, um Transthyretin gezielt zu stabilisieren, die Progression der ATTR-CM zu verlangsamen und den Krankheitsverlauf zu verbessern.
Der in Beyonttra® enthaltene Wirkstoff Acoramidis ist ein niedermolekularer, selektiver, oral einzunehmender Transthyretin-Stabilisator, der eine nahezu vollständige (≥90 %) Stabilisierung des TTR-Tetramers erreicht. Damit wird die Dissoziation in Monomere – dem zentralen pathogenen Schritt im Entstehungsmechanismus der ATTR-CM – gezielt unterbunden. Beyonttra® (Acoramidis) ist der zweite in Europa zugelassene TTR-Stabilisator nach Tafamidis (Vyndaqel®), welches u.a. auch zur Behandlung einer ATTR-CM zugelassen ist.
Beyonttra® ist als Filmtablette mit 356 mg Acoramidis erhältlich. Die empfohlene Dosierung beträgt 712 mg zweimal täglich, entsprechend einer Gesamtdosis von 1.424 mg pro Tag. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Die Zulassung von Beyonttra® in der Europäischen Union beruht auf den Ergebnissen der 30-monatigen Phase-III-Studie ATTRibute-CM. Darin zeigte Acoramidis bei Patienten mit Wildtyp- oder hereditärer ATTR-CM und Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse I-III) eine statistisch signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo hinsichtlich der Endpunkte Gesamtmortalität und kardiovaskulär bedingten Hospitalisierungen (Win-Ratio: 1,464; p = 0,0182). Das Risiko für den kombinierten Endpunkt (Gesamtmortalität oder erster kardiovaskulärer Krankenhausaufenthalt) wurde im Vergleich zu Placebo nach 30 Monaten um 35,5% verringert und das relative Risiko bei annualisierten kardiovaskulären Hospitalisierungen sank im Vergleich zu Placebo signifikant um 50%. Darüber hinaus ließ sich eine nicht signifikante Reduktion der kardiovaskulären Mortalität um 30% beobachten (HR: 0,709; p = 0,0889). Erste positive Therapieeffekte traten bereits innerhalb der ersten drei Monate auf.
Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen in der klinischen Studie zählten Durchfall und Gicht.
Quellen:
[1] Produktinformation (EMA) Beyonttra®; Bayer Vital; 03. März 2025
[2] Pressemitteilung Bayer; 11. Februar 2025: Heart drug Beyonttra™ (acoramidis) approved in EU for treatment of transthyretin amyloidosis in adults with cardiomyopathy
[3] Produktinformation (EMA) Vyndaqel®; Pfizer; 18. Februar 2025