Neue Therapie für die primäre biliäre Cholangitis

Leber
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Iqirvo® (Elafibranor) wurde als Zweitlinientherapie für die Behandlung der primär biliären Cholangitis (PBC) zugelassen. 

Die PBC ist eine seltene, fortschreitende Autoimmunerkrankung der Leber, die hauptsächlich bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr auftritt. Die Erkrankung führt zu Entzündungen und zunehmender Zerstörung der kleinen Gallengänge innerhalb der Leber, was in der Folge eine Cholestase verursacht. Der Rückstau der Galle kann die Leber schädigen und zu Leberfibrose, Leberversagen und erhöhtem Risiko für Leberkrebs führen. Zu den frühen Symptomen gehört typischerweise Juckreiz. Mit fortschreitender Krankheit und schwerem Verlauf steigt das Risiko der Notwendigkeit einer Lebertransplantation und einer leberbedingten Sterblichkeit. 

Elafibranor wird in Kombination mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) bei erwachsenen Patienten eingesetzt, die unzureichend auf UDCA ansprechen, oder als Monotherapie bei Patienten, die UDCA nicht vertragen. UDCA ist zwar das Mittel der ersten Wahl bei PBC, allerdings zeigen viele Betroffene nur eine unzureichende Wirkung auf diese Standardtherapie (bis zu 40%) oder entwickeln nicht tolerable Nebenwirkungen (3 – 5%). Obeticholsäure, ein selektiver Farnesoid-X-Rezeptor-Agonist, ist zur Zweitlinientherapie bei PBC zugelassen. Auch hier sprechen weniger als 50 % der Patienten mit einer Verbesserung der biochemischen Paramater darauf an und der Juckreiz kann sich verschlimmern. Somit besteht weiterhin Bedarf für neue Therapieoptionen zur Behandlung der PBC.  

Der neue Wirkstoff wirkt als dualer Agonist der Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptoren (PPAR) α und δ. Diese Rezeptoren spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Gallensäurestoffwechsels bei Entzündungen und der Narbengewebsbildung (Fibrose). Durch die Aktivierung dieser Rezeptoren werden die Gallentoxizität verringert, die Cholestase verbessert und zudem Entzündungen reduziert. 

In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie ELATIVE, an der 161 Patienten mit PBC teilnahmen, zeigte Elafibranor eine signifikante Senkung der alkalischen Phosphatase (AP) und des Bilirubins. Nach 52 Wochen erreichten 51 % der Patienten unter Elafibranor den primären Endpunkt (Cholestase-Ansprechen in Woche 52, definiert als zusammengesetzter Endpunkt: AP < 1,67 x ULN und Gesamtbilirubin ≤ ULN und AP-Abnahme ≥ 15 %), verglichen mit nur 4 % in der Placebogruppe. Elafibranor zeigte auch eine positive Wirkung auf den Juckreiz, allerding war der Unterschied nicht signifikant.  

Die empfohlene Dosis beträgt 80 mg Elafibranor einmal täglich in Form einer Filmtablette. Das Arzneimittel darf nicht bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder schwangeren Frauen angewendet werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, die in klinischen Studien leicht bis moderat und vorübergehend waren. Elafibranor kann auch zu einem Anstieg der Leberwerte (Transaminasen, Bilirubin) führen. Vor Beginn und routinemäßig während der Behandlung mit Elafibranor, sollte die Leberfunktion klinisch und laborchemisch beurteilt werden.  

Iqirvo® erhielt von der EMA eine Zulassung unter „besonderen Bedingungen“. Das bedeutet die Zulassung wurde aufgrund weniger umfassenden Daten erteilt als normalerweise. Deshalb muss das Unternehmen eine Studie zur Untersuchung des langfristigen klinischen Nutzens bei Patienten mit PBC durchführen, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu bestätigen. 

 

Quellen: 

[1] Kowdley KV et al. N Engl J Med 2024, 390: 795 - 805 

[2] Produktinformation (EMA) Iqirvo®; Ipsen Pharma, 20. September 2024 

[3] Veröffentlichung (Medicine Overview) EMA; 20. September 2024: Iqirvo® 

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