Myasthenia gravis bei Anwendung von Statinen

Mehrere Fallberichte bezüglich der Auslösung oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis unter Einnahme von Statinen gemeldet.

HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren, auch Statine genannt, sind weit verbreitet zur Behandlung von Fettstoffwechsel-störungen und zur Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse. 

Bereits im Januar dieses Jahres empfahl der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Aufnahme des Risikos der Auslösung oder Verschlimmerung einer Myasthenia gravis bzw. okulären Myasthenie in die Fachinformationen Statin-haltiger Arzneimittel (Monopräparate und Fixkombinationen). 

Myasthenia gravis ist eine seltene neuromuskuläre Autoimmunerkrankung, die durch fluktuierende Muskelschwäche (z. B. der Muskulatur der Augen, des Gesichts oder der Gliedmaßen), Doppeltsehen, Sprechstörungen und/oder Kurzatmigkeit charakterisiert ist. 

Die Britische Arzneimittelbehörde (MHRA) hat nun eine Meldung über vereinzelte Fallberichte betreffend Myasthenia gravis unter Statin-Anwendung veröffentlicht. Im Zeitraum von Juni 1995 bis Juni 2023 wurden im Vereinigten Königreich 10 entsprechende Fälle gemeldet. Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 66 Jahre, die Symptome begannen zwischen wenigen Tagen bis zu drei Monaten nach Beginn der Statin-Behandlung. Bei den meisten Betroffenen wurde über eine Genesung nach Absetzen des Statins berichtet.  

Die Daten sind allerdings nicht ausreichend, um zu beurteilen, ob die Wahl des Statins, die Therapiedauer oder die Dosierung das Risiko einer Myasthenia gravis beeinflusst. 

Folgende Maßnahmen werden empfohlen: Personen mit vorbestehender Myasthenia gravis sollten bei Anwendung eines Statins darauf hingewiesen werden, auf eine Symptomverschlechterung zu achten. Bei einer Verschlimmerung der Symptome sollten Statine abgesetzt werden. Bei Verdacht auf eine neu auftretende Myasthenia gravis sollten Patienten an einen Neurologen verwiesen werden, ein Therapieabbruch kann auch hier notwendig sein. 

Quellen: 

[1] AkdÄ Drug Safety Mail 2023-51, 19. Oktober 2023: Information zu Statinen: Auslösung oder Verschlimmerung von Myasthenia gravis 

[2] Veröffentlichung (Drug Safety Update) Medicines and Healthcare products Regulatory Agency; 26. September 2023: Statins: very infrequent reports of myasthenia gravis 

[3] Veröffentlichung (New product information wording – Extracts from PRAC recommendations on signals) EMA; 06. Februar 2023: 3-hydroxy 3-methylglutaryl coenzyme A (HMG-CoA) reductase inhibitors (statins): atorvastatin; fluvastatin; lovastatin; pitavastatin; pravastatin; rosuvastatin; simvastatin and other relevant fixed dose combinations;  pravastatin, fenofibrate; simvastatin, fenofibrate – Myasthenia gravis (EPITT no 19822) 

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