Neu zur Augeninnendrucksenkung: Roclanda®

Makroaufnahme von Tropfen auf Auge

Mit Roclanda® steht ein neues Arzneimittel für Patienten mit okulärer Hypertension und Offenwinkelglaukom zur Verfügung. 

Unter dem Begriff Glaukom verbirgt sich eine Gruppe von Erkrankungen, die alle eine Schädigung des Sehnervs gemeinsam haben. Bei Europäern in den Altersschichten zwischen 40 bis 80 Jahren beträgt die Prävalenz des Glaukoms 2,93 %. Als häufigste Ausprägung darunter tritt das Offenwinkelglaukom mit einer Prävalenz von 2,51 % auf. Die bedeutsamsten Risikofaktoren stellen höheres Alter, erhöhter Intraokulardruck, starke Myopie und positive Familienanamnese dar.  

Beim Offenwinkelglaukom steigt der Augeninnendruck, da der Abfluss des Kammerwassers nicht mehr ausreichend möglich ist. Durch den erhöhten Druck besteht die Gefahr einer Sehnerv-Schädigung und damit das Risiko eines Sehverlustes. Ziel ist es den intraokularen Druck so schnell wie möglich zu senken, um weitere Schäden am Auge zu verzögern oder aufzuhalten. 

Roclanda® enthält die Wirkstoffe Latanoprost und Netarsudil. Latanoprost ist seit langem als bewährter Standard zur Glaukom-Therapie in Verwendung. Das Netarsudil-Monopräparat Rhokiinsa® wurde zwar im Jahr 2019 durch die europäische Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen, ist jedoch aktuell nicht in Deutschland verfügbar. Durch das Kombipräparat Roclanda® steht erwachsenen Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom oder okulärer Hypertension, bei denen eine Monotherapie kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt hat, eine weitere Therapieoption zur Verfügung.  

Beide Wirkstoffe erzielen durch unterschiedliche Mechanismen einen verbesserten Abfluss des Kammerwassers aus dem Auge. Netarsudil kann zusätzlich den episkleralen Venendruck vermindern. Durch die Kombinationsbehandlung kann der Augeninnendruck stärker gesenkt werden als durch Monotherapie.  

Dieser verstärkte Effekt konnte in zwei Hauptstudien zu Roclanda® nachgewiesen werden. Es wurden insgesamt 1.468 Erwachsene mit Glaukom oder okulärer Hypertension eingeschlossen und über drei Monate mit Roclanda® oder Netarsudil bzw. Latanoprost in Monotherapie behandelt. Zu neun Zeitpunkten wurde der Augeninnendruck der Patienten bestimmt, dabei zeigte die Kombinationstherapie eine stärkere Senkung (Roclanda®: 15,03 bis 16,38 mmHg; Netarsudil: 17,35 bis 19,39 mmHg; Latanoprost: 16,93 bis 17,96 mmHg).  

Der Großteil der Nebenwirkungen, die in den klinischen Studien berichtet wurden, betrafen die Augen und waren leicht bis mittelschwer. Berichtet wurden am häufigsten Bindehauthyperämie, Schmerzen an der Stelle des Eintropfens, Vortexkeratopathie und Augenjucken.   

Von Roclanda® soll einmal täglich ein Tropfen abends in das betroffene Auge eingebracht werden. Um mögliche systemische Wirkungen zu reduzieren, wird empfohlen, den Tränensack unter dem inneren Augenwinkel für eine Minute zu komprimieren. Dieser punktuelle Verschluss sollte unmittelbar nach jedem Eintropfen erfolgen. 

 

Quellen: 

[1] Produktinformation (EMA) Roclanda®; Santen Oy; 26. Juli 2022 

[2] Veröffentlichung der Website aerzteblatt.de: Diagnostik und Therapie der Glaukome (zugegriffen am 12.12.2022) 

[3] Veröffentlichung (Medicine Overview) EMA; 21. Januar 2021: Roclanda® (Latanoprost / Netarsudil) 

[4] Veröffentlichung der Website ema.europa.eu: Rhokiinsa® (zugegriffen am 12.12.2022) 

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