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Ab sofort verfügbar: Der erste Anti-IL-36R-Antikörper zur zielgerichteten Behandlung von generalisierter pustulöser Psoriasis.
Generalisierte pustulöse Psoriasis (GPP) ist eine seltene entzündliche neutrophile Hauterkrankung, die mit Pustelbildung einhergeht. Die Erkrankung verläuft schubweise, wobei es sich um rezidivierende Schübe mit zwischenzeitiger Abheilung oder um intermittierende Schübe bei persistierender Erkrankung handeln kann. Der Schweregrad der Symptome kann bei jedem Schub variieren und unter Umständen stationäre Behandlung erforderlich machen. Unbehandelt sind schwere bis lebensbedrohliche Komplikationen (Sepsis, Multiorganversagen) möglich.
Da es sich bei GPP um eine seltene Erkrankung handelt, sind Klassifikation, Diagnosekriterien und maßgeschneiderte Therapieoptionen noch unzureichend festgelegt bzw. untersucht. Eine Expertenschätzung geht von einer Gesamtprävalenz von nur 500 bis max. 1500 Patienten pro Jahr in Deutschland aus. Lange wurde GPP als schwere Form der Psoriasis kategorisiert, was von neueren Betrachtungen allerdings nicht mehr gestützt wird. GPP kann zwar mit Psoriasis einhergehen oder dieser vorausgehen bzw. nachfolgen, unterscheidet sich aber z.B. in genetischer, pathophysiologischer und immunologischer Hinsicht.
Bisher wurden Betroffene analog einer Psoriasis Erkrankung behandelt, da keine spezifisch wirksamen Arzneistoffe für GPP in der EU zugelassen waren. Corticosteroide, Retinoide, Ciclosporin, Methotrexat und Biologika kamen unter anderem zum Einsatz. Bei einem beträchtlichen Anteil an Patienten lässt sich jedoch die Krankheit mit diesen Therapieoptionen nicht ausreichend kontrollieren. Um Schübe und damit verbundene Komplikationen zu behandeln, sind gezielte, schnell wirksame Therapieoptionen nötig.
Der Krankheitsmechanismus der GPP ist vielschichtig, jedoch konnte bei einigen Patienten eine genetische Veränderung des Interleukin(IL)-36-Signalweges identifiziert werden. Diesem Signalweg wird eine zentrale Rolle zugeschrieben. Der selektive Antikörper Spesolimab greift an dieser Stelle ein und bindet an den IL-36-Rezeptor. So wird die Kopplung von aktivierenden Liganden verhindert und die nachfolgende proinflammatorische Kaskade kann unterbrochen werden.
Spevigo® wird zur Behandlung von Schüben der GPP als Monotherapie eingesetzt und soll in der empfohlenen Dosis von 900 mg als intravenöse Infusion verabreicht werden. Falls es die Krankheitsaktivität erfordert, kann eine zweite Dosis nach einer Woche in Erwägung gezogen werden. Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit zur Wiederholungsbehandlung von Folgeschüben sind begrenzt und beziehen sich bisher nur auf 5 Patienten.
Daten der Studie EFFISAYIL-1 (randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert) belegen, dass über die Hälfte der mit Spevigo® behandelten Patienten nach einer Woche frei von sichtbaren Pusteln waren. Als häufigste Nebenwirkungen traten während der Behandlung Infektionen, Pruritus, Ermüdung und Reaktionen an der Injektionsstelle auf.
Aufgrund eines ungedeckten medizinischen Bedarfs erhielt Spevigo® eine bedingte Zulassung in der EU. Das bedeutet, der Nutzen einer sofortigen Verfügbarkeit überwiegt das Risiko von fehlenden Daten. Der Zulassungsinhaber ist nun unter anderem dazu verpflichtet, ergänzende Daten über die Behandlung von Folgeschüben zu liefern.
Quellen:
[1] Fachinformation Spevigo®; Boehringer Ingelheim; Dezember 2022.
[2] Pressemitteilung Boehringer Ingelheim; Erster Anti-IL-36R-Antikörper zugelassen – SPEVIGO® (Spesolimab) jetzt auch in Deutschland verfügbar; 23. Januar 2023.
[3] Reich K et al. Generalisierte pustulöse Psoriasis: Überblick zum Status quo und Ergebnisse einer Diskussionsrunde. J Dtsch Dermatol Ges. 2022 Jun;20(6):753-772.